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Interview: Trends und Entwicklungen auf dem CMS-Markt und eine Frage zu ExpressionEngine

Sebastians Schürmanns bietet in seinem Webprojekt CMSStash einen ambitionierten Überblick über Content Management Systeme. Das Projekt begeistert mich schon länger. Grund genug, den fleissigen Autor einmal neugierig zu befragen. Im Interview berichtet er über seine Motive, die Nachteile von Tech-Trends und was er tut, um sich zu entspannen.

CMSStash


Dein Projekt CMSstash stellt kenntnissreich die verschiedensten Content Management Systeme vor, darunter auch zahlreiche Exoten. Wie bist Du auf die Idee gekommen und was trieb und treibt Dich an?

An den einen Initial-Zünder kann ich mich nicht mehr so richtig erinnern. Grundsätzlich beschäftige ich mich beruflich und privat seit vielen Jahren mit Content und Content Management Systemen. Ins Rollen kam das Projekt durch eine langwierige Suche nach einer WordPress-Alternative für einfache Web-Auftritte. Dadurch bin ich auf die Welt der kleinen Flat-File-CMSe gestoßen. Die Ergebnisse meiner Recherche habe ich damals in meinem Blog veröffentlicht. Nach einiger Zeit kletterte die Übersicht bei Google auf Platz 1 und zog recht viele Leser an. Dadurch entwickelte sich die Idee für eine Publikation, die sich ausschließlich mit Content Management Systemen beschäftigt.

Wirklich umgesetzt habe ich die Idee allerdings erst im Oktober 2017, als ich mit Typemill mein eigenes kleines Flat-File-System entwickelt hatte. Seitdem ist CMSstash auch eine Art Demo-Seite und Versuchsprojekt für Typemill. Mit beiden Projekten verfolge ich ein Stück weit mein eigenes Verständnis vom Web-Publishing. Heute veröffentlicht man entweder “Posts”, also zeitbezogene Artikel in Blogs oder Magazinen, oder man betreibt eine extrem designlastige Conversion-Seite. Ich komme ursprünglich aus einem Wissenschafts-Verlag und bin eher ein Informations-Typ. Kreative Konzepte und tolle Designs sind für mich nebensächlich. Viel wichtiger ist es mir, ein Thema mit allen Facetten zu behandeln und dabei nicht den Fokus zu verlieren. Dazu passen CMSstash und Typemill. Das ganze ist eine Mischung aus Dokumentation und Ein-Mann-Wiki und eher wie ein Fachbuch angelegt. Tatsächlich soll sich aus CMSstash später auch mal ein Jahrbuch für Content Management Systeme entwickeln.

CMSysteme haben sich in den letzten Jahren in ungeahnter Geschwindigkeit ausdifferenziert: Flat-File-CMS, Stateless-CMS, CMS mit Cloud-Anbindung, um einige Ausrichtungen zu nennen. Welche dieser CMS-Trends sind für Dich am spannendsten und zugleich vielversprechend mit Blick auf Zukunftsanforderungen?

Stimmt, es gibt inzwischen fast mehr Trends als Content Management Systeme. Und je nach Segment gibt es wieder ganz unterschiedliche Trends, im Enterprise-Bereich andere als bei Systemen für Klein-Unternehmer. Ein derzeit dominierender Trend, der wirklich alle Segmente erfasst, ist die Headless-Architektur und die Entkoppelung der Content-Präsentation von der Content-Verwaltung über APIs. Auch auf CMSstash merke ich, wie groß das Interesse an diesem Trend derzeit ist.

Allerdings habe ich zu Trends in der Tech-Szene generell ein gespaltenes Verhältnis. Bastian Allgeier hat im Zuge der Veröffentlichung von Kirby Version 3 kürzlich einen sehr spannenden Twitter-Thread zum Thema Tech-Trends veröffentlicht. Eine Aussage daraus:
“It sounds so trivial, but it really isn’t. Tech trends feel like what you need to do to stay relevant, while at the same time they might not mean anything to your customers.”

„Leider werden die Debatten über Trends und Hypes in der Tech-Szene oft sehr überhitzt geführt.“

Ich bin inzwischen selbst Entwickler und als solcher seit 10 Jahren mit dem Bashing gegen PHP konfrontiert. Vor einiger Zeit habe ich in einem Unternehmen gearbeitet, das an der Umstellung auf Angular fast zerbrochen wäre. Leider werden die Debatten über Trends und Hypes in der Tech-Szene oft sehr überhitzt geführt. Damit verlieren Entwickler aus meiner Sicht an Relevanz. Denn auf Entscheider-Ebene hört man nach meiner Erfahrung eher auf Leute, die einen kühlen Kopf bewahren und zeigen, dass sie auch das Ziel des ganzen im Blick behalten.

Du hast letztens in Deinem Blog einen Marktüberlick über Cloud CMS gegeben? Dein Fazit?

In erster Linie finde ich den Begriff extrem schwammig, aber auch zu diesem Thema gab es vor Kurzem einen aufschlussreichen Tweet von dem Statamic-Gründer:
“I’ve been getting more and more calls from investors about Statamic lately. Once I say it’s not a SaaS because it’s in our customer’s best interest that they own the software, they can’t wait to get off the phone. It’s actually pretty funny.”

Ich selber lege ebenfalls sehr viel Wert auf Daten- und Technologie-Hoheit, allerdings muss man immer den Einzelfall bewerten. Cloud-Lösungen sind schlicht einfacher zu kalkulieren. Man berechnet im Vorfeld den Bedarf und kauft diesen Bedarf dann ein. Das gilt genauso für die Cloud-Variante eines komplexen Enterprise-CMS wie für den einfachen SaaS-Website-Builder: Für den Website-Builder sind es dann meinetwegen 10 Euro im Monat im Vergleich zu einer beauftragten Webseite mit Einmal-Kosten so ab 1.000 Euro aufwärts. Da wirkt das SaaS- oder Cloud-Angebot erst einmal attraktiv. Bis die Leute dann an die Grenzen stoßen und merken, dass speziellere Wünsche garnicht oder nur sehr umständlich realisiert werden können. Im Enterprise-Bereich hat man diese Probleme weniger, da echte Cloud-Angebote auch eine Individual-Entwicklung ermöglichen. Allerdings kommen in diesem Bereich dann ganz viele neue Fragen wie Datenhoheit und Datenschutz oder die Konzern-Compliance hinzu.

Fazit: Ich selber neige eher zu selbst gehosteten Lösungen, allerdings sehe ich in manchen Fällen auch die Vorteile von Cloud- und SaaS-Lösungen.

Warum differenziert sich der CMS-Markt eigentlich so stark? Wohin soll das führen?

Ich bin letztens über den Lindy-Effekt gestolpert. Der besagt, dass die Lebenserwartung einer Technologie oder einer Idee doppelt so lang ist wie ihr aktuelles Alter. Das kann man auch sehr schön im CMS-Markt beobachten: Die dominanten Open Source Systeme WordPress, Drupal, Joomla, Typo3 und Co. sind alle um 2000 plus minus 5 entstanden. Ich glaube zwar, dass sie ihren Zenit zum Teil überschritten haben, aber die Schwerkraft wird noch lange wirken.

“Nichts ist schlimmer, als alle Probleme immer mit derselben Lösung zu erschlagen.”

Gleichzeitig gibt es immer Leute, die neue Technologien und Ansätze auf der grünen Wiese ohne den Legacy-Code ausprobieren möchten. Dadurch entstehen neue Produkte. Vor einigen Jahren gab es beispielsweise eine ganze Welle neuer Flat-File-Systeme, von denen viele wieder verschwunden sind. Heute erleben wir eine Welle neuer Headless-Systeme. Ich persönlich empfinde diese Ausdifferenzierung eher als Bereicherung. Nichts ist schlimmer, als alle Probleme immer mit derselben Lösung zu erschlagen. Nur müssen bei der ständig wachsenden Auswahl die Probleme und die Lösungen irgendwie zusammenfinden ...

Wie bildest Du Dir ein Urteil? Installiert Du die Systeme und testest sie durch? Fließen auch Erfahrungen von Dritten ein?

Wenn irgendwie möglich, installiere ich die Systeme bei mir lokal und probiere sie dann selbst aus. Bei den Enterprise-Systemen geht das natürlich nicht. Hier versuche ich über Demo-Versionen weiterzukommen. Ist auch das nicht möglich, muss ich mich auf öffentliche Quellen stützen. Erfahrungen von Dritten fließen derzeit nicht oder kaum ein, weil es mir wiederum schwer fällt, diese Erfahrungen zu beurteilen und einzuordnen. Rede ich jetzt mit einem glühenden Anhänger des CMS, der vor allem die Vorzüge betont? Wie ist sein Erfahrungshorizont mit anderen Systemen?

Meine Reviews auf CMSstash sind natürlich sehr subjektiv, aber sie spiegeln immer die gleiche subjektive Sichtweise wieder. Ich glaube, für den Leser ist die Subjektivität so leichter zu erkennen und zu filtern. Zudem sind meine Reviews wirklich nur ein aller erster Einstieg in die Recherche. Mir geht es darum, den grundsätzlichen Charakter eines Systems etwas sichtbarer zu machen, damit der Leser schnell entscheiden kann, ob eine tiefere Recherche lohnt oder nicht.

Hat Dich ein CMS auch schon mal zur Verzweiflung gebracht?

Ja, die Installation von Contao ist mir nicht gelungen, obwohl ich sogar TYPO3 in einem tapferen Kampf besiegen konnte ...

Ich weiss nicht, warum mir jetzt grad Wordpress einfällt. ;) Aber Du scheinst kein Freund dieses Platzhirsches zu sein.

Ich bin kein Freund von WordPress, aber natürlich sehe ich auch dessen Verdienste. Bei dem enormen Erfolg kann WordPress nicht alles falsch gemacht haben. Ich bin beispielsweise mit dem UPLOAD-Magazin seit vielen Jahren eng verbunden und habe dort lange Zeit aktiv mitgemacht. Das Projekt ist in der Anfangszeit der Blog-Szene entstanden und die wiederum ist stark mit WordPress verknüpft. UPLOAD hat sich enorm gewandelt und neu erfunden, immer alles mit schlanken Ressourcen und viel Initiative der Macher Jan Tißler und Falk Hedemann. Für solche Projekte ist WordPress wie geschaffen.

„Ich werde niemals begreifen, warum WordPress für einen One-Pager genutzt wird.“

Ich selbst arbeite mit WordPress allerdings seit Jahren nicht mehr, auch weil meine Projekte einen anderen Charakter haben. Ich muss aber auch zugeben, dass ich meinen Umstieg von WordPress auf Statamic damals als Erlösung empfunden habe. Plötzlich war alles super einfach, sauber, schlank und schnell. Ein Problem von WordPress ist der völlig gedankenlose Einsatz dieser Software für jedes noch so unpassende Problem. Ich werde niemals begreifen, warum WordPress für einen One-Pager genutzt wird. Dass WordPress inzwischen für die Hälfte der Webseiten eingesetzt wird, ist für mich kein Zeichen der Stärke, sondern eher ein Indiz dafür, dass sich die meisten Implementierer kaum mit dem Markt auseinandersetzen und nicht ernsthaft nach passenden Lösungen für ein Problem suchen.

Du entwickelst zur Zeit auch ein eigenes CMS namens Typemill. Ich finde das ganz schön mutig. Was treibt dich an und was macht Dein Typemill besonders gut?

Ja, rückblickend finde ich das auch ziemlich mutig. Aber zum Glück wusste ich damals noch nicht, wie viel Arbeit selbst in einem so kleinen System steckt. Ursprünglich wollte ich mit Typemill den technisch weniger versierten Autoren die Möglichkeit geben, ohne viel Aufwand eine Online-Dokumentation oder ähnlich strukturierte Webseiten zu erstellen. Denn dieser Bereich wird weitestgehend von Static-Site-Generatoren dominiert und ist damit den Entwicklern vorenthalten. Zwei Jahre später ist das CMS immer noch sehr rudimentär und nur bedingt produktiv einsetzbar.

Typemill-Demo

Dennoch hat das System schon einige nette Features. Ich arbeite beispielsweise seit mehreren Monaten an einem Visual Block-Editor für Markdown. Am Ende sollen die Autoren damit Markdown-Texte im WYSIWYG-Modus erstellen können, auch wenn sie die Markdown-Syntax nicht gut beherrscht. Das ganze ist schon ein sehr eigenständiger und eigenwilliger Ansatz. Auch der Formular-Builder ist für Entwickler schon recht komfortabel, im Vergleich zu den führenden Flat-File-Systemen muss ich da allerdings noch deutlich nachbessern.

Wie ist die Resonanz bisher auf Typemill?

Das System ist noch sehr unfertig und ich bewerbe Typemill nicht aktiv. Entsprechend gering ist die Resonanz. Wenn, dann bekomme ich eher von Anwendern wie Autoren ein Feedback, denn das System ist nicht in erster Linie für Entwickler gedacht. Die Autoren finden die Idee in der Regel super und geben mir ein sehr positives Feedback. Allerdings kommen nicht alle mit dem Ansatz und dem noch recht unfertigen Charakter zurecht. Um noch mehr Resonanz zu bekommen, müsste ich mehr Kommunikation betreiben und Diskussionen zum Beispiel über ein Forum ermöglichen, denn meine Zielgruppe ist ja eher selten auf GitHub unterwegs. Für beides fehlt mir aber die Zeit.

Was steht als nächstes an für Typemill?

Bis zum Sommer soll der Visual Editor komplett fertig sein, danach stehen Meta-Angaben auf dem Plan. Im Gegensatz zu anderen Flat-File-Systemen verwendet Typemill kein Frontmatter im Content, denn ich möchte Inhalte und Meta-Daten strickt trennen. Dadurch ist Typemill derzeit noch etwas unflexibel. Mit den Meta-Daten wird sich das ändern.

„Ich hatte die Idee, ein System für kleine Book-Publisher zu schaffen.“

Auf lange Sicht geht es mir aber um etwas anderes. Vielleicht haben einige die Ankündigung von NewsPack im Januar mitbekommen. Mit NewsPack wollen Google und WordPress ein “opinionated CMS” speziell für kleine News-Publisher erstellen. Für Typemill hatte ich immer die Idee, ein System für kleine Book-Publisher zu schaffen, vielleicht eine Art selbstgehostetes Leanpub für einzelne Publikationen. Allerdings ist das noch ein sehr langer Weg.
Du weisst sicher, dass ich begeistert das CMS ExressionEngine favorisiere. Was gefällt Dir persönlich und was nicht so sehr an ExpressionEngine?

Ich kann deine Begeisterung verstehen. Das System ist hierzulande zwar recht unbekannt, hat aber einige der besten jungen Content Management Systeme inspiriert. Das System ist nach meinem Verständnis komplett auf die Modellierung des Contents ausgerichtet. ExpressionEngine wurde sozusagen um den Content herumgebaut und nicht umgekehrt. Genau das wird seit Jahren von der Content-Szene gepredigt aber nur selten eingelöst. Die Content-Modellierung funktioniert bei ExpressionEngine mit einem sehr flexiblen Formular-Builder und mit weitreichenden Konfigurationsmöglichkeiten.

ExpressionEngine wurde sozusagen um den Content herumgebaut und nicht umgekehrt.“

Unglaublich fand ich beispielweise die Option, für den Editor neue Buttons mit eigenen HTML-Snippets zu definieren, alles ohne eine Zeile Code. Das ist schon beeindruckend. Mich hatte damals die Positionierung einiger Buttons gestört. Etwas umständlich kam mir auch die Einrichtung einer Seitenvorschau vor. Das ist aber vermutlich der Preis dafür, dass man keine schematischen Vorgaben für den Content macht und so eben auch keine Standard-Vorschau liefern kann. Das sind aber Kleinigkeiten, vielleicht habe ich da auch schlicht etwas übersehen.

Welches CMS steht ExpressionEngine besonders nahe, wenn man mit möglichst wenig Scriptaufwand (PHP, JS) eine komplexe und flexible Website aufbauen möchte?

Die jungen Systeme Craft und Statamic sind aus dem Umfeld von ExpressionEngine entstanden und haben dessen Philosophie sehr stark übernommen. Möglicherweise ist auch OctoberCMS einen Blick wert, das aber von der Autorenoberfläche für meinen Geschmack etwas technisch daherkommt.

Deine immense Arbeit für das Projekt CMSstash soll in Zukunft auch etwas Geld bringen, wenn ich das mal so direkt sagen darf. Du hast einen Stellenmarkt mit “Job-Angeboten für CMS-Experten“ integriert, zu durchaus fairen Preisen. Läuft das bereits?

Bislang läuft da noch nichts, ich probiere derzeit die unterschiedlichsten Angebote aus und versuche, die Wünsche der Leser etwas besser zu verstehen. Allerdings ist CMSstash auch einfach noch sehr jung und die Reichweite trotz hohem Wachstum noch nicht relevant. Nach meinen ersten Erfahrungen ist der CMS-Markt auch etwas speziell. Nicht umsonst kann man die Fach-Seiten zum Thema CMS weltweit an einer Hand ablesen und auch die CMS-Beratung ist ein absoluter Nischen-Markt. Dennoch freue ich mich, dass es schon recht viel Feedback und einige Anfragen gab.

Ich kann mir gut vorstellen, mich als Freiberufler auf CMSstash anzupreisen. ;) Hast Du ein solches Angebot in Planung?

Im Moment ist bei mir leider etwas Land unter, aber als nächsten Schritt Plane ich tatsächlich eine kostenlose Dienstleisterdatenbank mit optionalen Premium-Einträgen. Das ganze will ich allerdings als Microservice außerhalb von Typemill einrichten und dann per Plugin einbinden. Das wird etwas aufwändiger, aber auch eine tolle Gelegenheit, dafür mal ein Headless-CMS wie Cockpit auszuprobieren.

Nimmst Du eigentlich digitale Auszeiten oder ist der riesige Input aus der Informations- und Social-Media-Welt kein Problem für Dich - zum Beispiel mit Blick auf die schleichende Minderung der Konzentrationsfähigkeit durch zuviel Ablenkung und Meinungszwang?

Doch, die Digital-Flut ist auch für mich ein Problem und ich versuche, eine Balance zu finden. Social Media nutze ich beispielsweise nur noch sehr begrenzt und möglichst fokussiert, eigentlich ist nur noch Twitter übrig geblieben. “Zum Glück” haben viele Menschen in meinem privaten Umfeld auch nur wenig mit der digitalen Welt zu tun. Auch das hilft beim Abschalten.

Wie organisierst Du Information und Fachwissen?

Ich hatte lange Zeit keine Lust mehr, mein Wissen überhaupt zu organisieren, weil sich das irgendwie auch sehr unfrei anfühlt. Stattdessen habe ich bei Laune einfach angefangen, direkt einen Artikel zu schreiben, in dem ich dann über Wochen und Monate immer mehr Informationen verarbeitet habe. Ich finde das bis heute eigentlich eine sehr praktische Lösung, aber man stößt auch an Grenzen. Deshalb habe ich zuletzt wieder angefangen, mit Pocket, IFTTT und Co. alles mögliche zu sammeln. Mal sehen, wie lange ich das durchhalte.

Tools Tools Tools! Welche möchtest Du nicht missen in Deiner täglichen Organisiertheit?

Ich arbeite seit Jahren sehr viel mit Trello. Damit organisiere ich sowohl die Entwicklung von Typemill, als auch die Redaktion von CMSstash. Trello lässt mir zumindest die Illusion, dass ich die Tools kontrolliere und nicht die Tools mein Leben.

Sebastian Schürmanns persönlich: Was machst Du gerne ausserhalb Deines Projekts und Deines Berufs?

Da werden jetzt Viele lachen, aber ich backe sehr gerne Pizza und wollte sogar schon einen Pizza-Kurs belegen. In früheren Jahren war ich auch schon mal als DJ für japanischen Indie-Pop unterwegs, heute gehe ich ab und zu in den Park zum Seilchen-Springen und fühle mich dabei erfrischend uncool.

Ein Buch, ein Film, eine Doku, ein Erlebnis, hat Dich zuletzt beeindruckt hat?

Ach, da gibt es sehr viel. Der Film American Honey hatte mich sehr beschäftigt, zuletzt hatte ich The Favourite gesehen und war auch angetan. Ich schaue mir aber auch gerne mal was Banaleres an.

Zuguterletzt aus aktuellem Anlass: Welcher Film läuft in Deinem Kopf bei dem Wort Upload-Filter ab? Siehst Du Dich betroffen?

Da muss ich passen. Gefühlt vertrete ich zwar auch die Meinung der Netz-Gemeinde, aber die Details der Debatte sind an mir etwas vorbeigegangen. Vielleicht auch eine Ermüdungserscheinung angesichts der vielen vergangenen Entscheidungen. Daher versuche ich es mal mit zwei unzusammenhängenden Gedanken: In einer Demokratie lassen sich ja bekanntermaßen einige Interessen besser organisieren als andere. Das fällt bei einer sehr institutionalisierten Interessenvertretung wie in Deutschland vielleicht noch mehr ins Gewicht. Netz-Interessen lassen sich generell wohl eher schwer organisieren, aber in solchen Konflikt-Situationen gelingt es dann doch irgendwie. Vielleicht braucht es noch einige Konflikte und auch einen Generationen-Wechsel, bis sich solche Interessen dann auch angemessen auf der politischen Ebene widerspiegeln.

Und jetzt springe ich zu einem völlig anderen Thema: Auch der Datenschutz ist für mich ein wichtiges Thema, das allerdings nicht so unmittelbar den Konsum betrifft. Als Web-Entwickler und Webseiten-Betreiber ist es super einfach, die Sammelwut ein wenig einzuschränken. Schlicht Matomo nehmen, die Ressourcen eher lokal hosten oder sogar komplett auf diversen Vanity-Kram verzichten. Bei dem einen kann ich protestieren und das ist auch sehr wichtig. Das andere kann ich aber unmittelbar mit ein paar Zeilen Code oder einfach nur mit einer spontanen Entscheidung selbst ändern.

Vielen Dank für die spannenden Antworten.

Über Sebastian Schürmanns

Sebastian Schürmanns ist Product Owner, Web-Entwickler und Redakteur. Seit Oktober 2017 betreibt er CMSstash, eine Special-Interest-Website zum Thema CMS. Ungefähr zur gleichen Zeit, begann er das Open-Source-CMS Typemill zu entwickeln.

Sebastian Schürmanns

\\\ Update: 02.01.2024   Angelegt: 08.08.2019   Rubrik: Barrierefreies CMS   Views: 195   

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